Der frühe Bergbau an der Ruhr

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Glossar bergbaulicher Begriffe

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Abteufen Der Begriff "Abteufen" bezeichnet das Bohren bzw. Niederbringen eines Schachtes oder einer Bohrung in das Gebirge. Der Begriff "Teufe" ist synonym mit "Tiefe".
Ackeldruft Das Wort Ackeldruft ist eine plattdeutsche Variation des lateinischen acqae ductus, aus welchem sich auch das Wort Aquädukt herleitet. Eine Ackeldruft ist ein einfaches, oberirdisches Gerinne, mit dem Wasser aus einem Bergwerk abgeleitet wird. Mit einer Ackeldruft ließ sich in der Regel keine große Tiefe entwässern. Deshalb sind sie typisch für sehr frühe oder einfache Kohlegruben.
Ausgehendes Das Ausgehende eines Flözes ist die Stelle, an der das Flöz an die Erdoberfläche tritt. Das Ausgehende bildet eine Linie, die quer zur stärksten Neigung des Flözes verläuft.

Bank Das Wort Bank wurde früher für das Wort Flöz verwendet. Es findet sich in einigen Flözbezeichnungen wie z.B. Dreckbank, Dickebäcker Bank.
Belehnung Der Begriff Belehnung wurde früher für die Verleihung eines Abbaufelder verwendet. In diesem Sinne ist der Empfänger eines Abbaurechtes auch ein Lehnsträger.
Berge Als Berge wird das Material bezeichnet, das bei der Gewinnung der Kohle mitgefördert wird. Im Begriff Bergehalde ist diese Bezeichnung auch heute noch geläufig.



Einheitsbezeichnung EBZ Alle bekannten und als bauwürdig eingestuften Flöze sind nach einer einheitlichen Bezeichnung notifiziert. Vor der Einheitsbezeichnung wurden für die gleichen Flöze in verschiedenen Abbaugebieten völlig verschiedene Namen verwendet. Dies lag sicher auch an der fehlenden Kenntnis über die Zusammengehörigkeit der Flöze.
Erbstollen Erbstollen sind Stollen, die eine oder mehrere Gruben entwässern. Dabei konnten Erbstollen auch zur Lösung (Entwässerung) anderer Gruben aufgefahren werden. In diesem Fall stand der Gewerkschaft des Erbstollens für ihre Aufwendungen ein Neuntel des Ertrags der gelösten Gruben zu. Tiefer liegende Erbstollen konnten höher liegende Stollen ablösen, wenn sie mindestens 10 Lachter (21 m) tiefer lagen.
Esskohle Als Esskohle wird die in bestimmten Flözen vorkommende Kohle bezeichnet, die sich insbesondere für den Einsatz in Schmieden (Essen) eignet. Esskohle konnte für einen deutlich höheren Preis abgesetzt werden als die restliche Kohle.

Fahrschacht Ein Schacht oder der Teil eines Schachtes, in dem Leitern (Fahrten) für den Ein- oder Ausstieg angeordnet sind.
Fallen Das Fallen bezeichnet in der Geologie die Richtung, in der ein Flöz bzw. eine Gesteinsschicht am Stärksten geneigt ist (Projektion der Falllinie auf die Horizontale).
Fettkohle Ca. 40 Flöze im Ruhrgebiet führen Fettkohle, die sich besonders für die Verkokung eignet. Sie stand nördlich der Ruhr an.
Flügel Als Flügel wird der Bereich eines Flözes zwischen einer Mulde und einem Sattel bezeichet.
Flügelörter Flügelörter sind die seitlichen Verzweigungen eines Erbstollens, die der Entwässerung benachbarter Gruben bzw. Grubenbereiche dienen.

gebrochener Schacht Ein Schacht, der im Grunde tonnlägig, im oberen Bereich jedoch senkrecht (seiger) angeordnet ist, wird als gebrocher Schacht bezeichnet. Diese Variante wurde oft verwendet, wenn der obere Bereich des Flözes aufgrund vorangehenden Abbaus nicht mehr für einen Verbau geeignet war.
Gegenort Wenn ein Stollen von zwei Seiten aufgefahren wird, bezeichnet man den entgegengesetzten Auffahrpunkt als Gegenort.
Gewerkschaft Gewerkschaften sind die frühe Beteiligungsform an einem Berwerkseigentum. Mehrere Gewerken konnten Anteile (Kuxen) an einem Bergwerk haben. Die Gesamtzahl der Kuxen war festgelegt. Im Grunde entspricht diese Beteiligungsgesellschaft der heutigen Aktiengesellschaft.
Glückauf Der Bergmannsgruß «Glückauf» entstammt vermutlich einem alten erzgebirgischen Bergmannsgedicht oder -spruch. Es bedeutet, sich gegenseitig zu wünschen, dass sich einem die Erzgänge oder (hier) Kohleflöze – und damit das Glück – »auftun«.
Göpel Als Göpel wurde das Gebäude bezeichnet, welches den von Pferden betriebenen Fördermechanismus überdachte. Im Laufe der Zeit ist es mit der Förderanlage gleichgesetzt worden.
Grundstrecke Die tiefste Strecke in einem Bergwerk ist die Grundstrecke. Über ihr liegen die Örter.

Halde Halden sind die Schüttfelder, auf denen die gewonnene Kohle gelagert wird (Kohlehalde) bzw. der nicht nutzbare Abraum (Bergehalde) beseitigt wird. Bergehalden sind oft noch heute gut zu erkennen.
Hangendes Die Gesteinsschicht oberhalb eines Flözes wird als das Hangende bezeichnet.
Haspel Eine Haspel ist ein Fördermechanismus aus einem Baum mit angebrachten Kurbeln, mit Hilfe derer die Kohle und des Abraums aus dem Bergwerksschacht gefördert wird. Der Haspelknecht ist der (schlecht bezahlte) Arbeiter, der die Kurbel an der Haspel bewegte, bevor diese Arbeit von Pferden geleistet wurde.
Hauer Der Hauer löst die Kohle unter Tage und sorgt für die Verzimmerung des Stollens.
Hunt / Hund Die Kohle wurde früher mit kleinen kastenförmigen Behältern auf Rädern (kleine Loren) aus dem Bergwerk transportiert, die man Hunte nennt. Im deutschen wird die Schreibweise Hund gleichrangig verwendet.



Kohlegräberei Die Kohlegräberei stellt die früheste Form des Abbaus dar. Man grub an den Stellen, an denen das Flöz an der Erdoberfläche ausstreicht, so tief in die Erde, bis die Grube durch Eintritt von Grundwasser nicht mehr nutzbar war. Dann ging man an eine andere Stelle. Heute zeugen viele kleine Pingen bzw. Wüstungen von solchen Kohlegräbereien.
Kohlezehnt 10 % des Ertrages eines Bergwerkes mussten als Abgabe an den Staat abgeführt werden.
Konsolidation Die Vereinigung meherer Bergwerke zu einem einzigen wird als Konsolidation bezeichnet.
Kunstwerk Als Kunstwerk wird eine mechanische Fördereinrichtung bezeichnet, mit der die Hebung der Kohle, z.B. durch eine Pferdegöpel oder eine Dampfmaschine, vereinfacht wird.
Kux Die Kux (aus dem Tschechischen) ist ein Anteilsschein an einem Bergwerk, entsprechend der heutigen Aktie. Die Gesamtzahl der Kuxen eines Bergwerkes war auf 128 (später 1000) begrenzt.

Lehnsträger Der Begriff leitet sich vom mittelalterlichen Lehen ab. Der Lehensträger ist derjenige, dem vom Staat das Recht am Abbau eines Bergwerkes verliehen worden ist.
Lichtloch Der Vortrieb von Erbstollen machte es erforderlich, in regelmäßigen Abständen Verbinungen zur Erdoberfläche zu schaffen, damit während des Vortriebs ausreichend Luft vorhanden ist. Hierzu dienten klein dimensionierte Schächte, die nach Fertigstellung des Stollens in der Regel wieder verfüllt wurden. An manchen Stellen findet man heute noch kleine Vertiefungen, die durch das Nachsacken des Verfüllmaterials entstanden sind. Zum Teil weisen kleine Abraumhalden auf solche Lichtlöcher hin.
Liegendes Als Liegendes wird die Gesteinsschicht unterhalb eines Flözes bezeichnet (die Gesteinsschicht, auf der das Flöz aufliegt.
Lochstein Die Begrenzung (Markscheide) eines Abbaufeldes wurde ab 1740 an der Tagesoberfläche mit Lochsteinen sichtbar gemacht. Der Name Lochstein leitet sich von der Variante an Begrenzungssteinen ab, die mit einem Loch versehen waren, damit man durch dieses Loch den nächsten Lochstein des Feldes anpeilen konnte. Später wurde auf dieses Loch verzichtet, ohne den Namen deshalb fallen zu lassen.
Lösung Als Lösung einer Grube wurde Freilegung von Wasser mittels eines Erbstollens bezeichnet.

Mächtigkeit Als Mächtigkeit wird die Dicke eines Flözes oder einer Gesteinsschicht als senkrechter Abstand zwischen Hangendem und Liegendem bezeichnet.
Markscheide Die Markscheide ist die Grenze zwischen zwei Bergwerken. Die Vermessung der Grenzen wurde von Markscheidern vorgenommen.
Maschinenschacht In den Zeiten der Dampfmaschine wurde der Schacht, der zur Förderung mit einer Dampfmaschine ausgestattet wurde, als Maschinenschacht und das zugehörige Schachtgebäude als Maschinenhaus bezeichnet.
Mutung Der erste Akt der Verleihung eines Bergeigentums ist die Mutung, mit der der Bergwerkstreibende seine Absicht bekundet, an einer Fundstelle Kohle abzubauen. Auf die Mutung hin wird die Verleihung des Bergeigentums geprüft und ausgeführt.

Nebenbank Viele Flöze sind von kleineren, weniger mächtigen Flözen begleitet. Bei einem ausreichend kleinen Abstand wurde die Nebenbank (das Striepen) unmittelbar mit dem Hauptflöz mitverliehen.
Niederlage Die Niederlage ist eine frühere Bezeichnung für ein Kohlelager. Niederlagen wurde an der Ruhr angelegt, damit von dort die Kohle weiter transportiert werden konnte.

Ort Der Ort ist die vorderste Front einer Strecke (Abbaustollen). Als Örter wurden auch die vom Schacht abzweigenden Strecken bezeichnet, die oberhalb der Grundstrecke lagen.
Örter- und Pfeilerbau Der Örter- und Pfeilerbau war im 18. und 19. Jhdt. die gängige Abbaumethode. Zwischen den Örtern wurden in bestimmten Abständen Pfeiler stehen gelassen, damit das Bergwerk nicht zusammenbrach.

Pfeiler Nach der gängigen Abbautechnik mussten Teile des Flözes stehen gelassen werden, damit das Bergwerk nicht zusammenbricht. Diese Pfeiler wurden zum Teil später nochmals abgebaut, wenn keine anderen Abbaumöglichkeiten mehr bestanden.
Pferdebahn Die Pferdebahn ist ein über Tage errichteter Weg, über den Pferde bis zu 6 Wagen gleichzeitig transportieren konnten. Der Verlauf einer solchen Pferdebahn ging überlicherweise vom Bergwerk zur nächsten Niederlage oder zu einem Abnehmer.
Pinge Pingen sind trichterförmige Vertiefungen im Gelände, die auf frühen Bergbau hinweisen. Einfache Grabestellen hinterlassen in der Regel nur kleine Mulden. Stellen, an denen Schächte in den Untergrund getrieben worden sind, weisen i.d.R. tiefere Mulden auf, die zudem häufig von Abraumhalden umgeben sind; letztere bezeichnet man als Schachtpingen.
Pütt Das umgangssprachliche Wort Pütt bezeichnete ursprünglich eine Grube, später auch ein ganzes Bergwerk. Es leitet sich ab vom lateinischen puteus (Brunnen).

Querschlag Ein Querschlag verläuft quer zur Hauptmulden- bzw. -sattelrichtung und dient zur Erweiterung der Abbaumöglichkeiten in einer Grube.

Ringel Der Ringel ist ein Raummaß, mit welchem die Kohlemengen gemessen wurden. Bis 1796 führte jedes Bergwerk ein eigenes Maß, so dass die Ringel nicht vergleichbar waren. Später wurde der Ringel einheitlich auf 4400 Kubikzoll (entspricht ca. 100 kg Kohle) festgelegt.
Rösche Die Rösche ist ein als Verlängerung eines Erbstollens durch die Bachaue verlegter Wassergraben, der auch der Gewinnung zusätzlicher Tiefe dienen konnte.
Rundbaum Der Rundbaum liegt auf den Haspeln und dient zur Förderung aus dem Bergwerksschacht. Um den Rundbaum ist das Förderseil gewickelt, mit dem die Körbe gehoben werden.

saigerer (seigerer) Schacht Ein senkrecht angelegter Schacht wurde als saiger bzw. seiger bezeichnet. Das Gegenteil dazu ist ein tonnlägiger Schacht.
Schacht Der Schacht ist die Fördereinrichtung eines modernen Bergwerks, über den sowohl die Kohle gefördert wird (Förderschacht) als auch die Bergleute die Grube erreichen (Fahrschacht).
Schiebeweg Der Transport der Kohle von der Grube bis zur nächsten Niederlage erfolgte anfangs über einfache Schiebewege, auf denen die Kohle in Transportbehältern von Schleppern per Hand bewegt wurde. Diese Wege wurden zum Teil eigens angelegt, um die zu überwindenden Geländeneigungen zu verringern.
Schienenweg Aus den früheren Schiebewegen und Pferdebahnen, über die die Kohle noch ohne Schienen transportiert wurde, entwickelte sich nach dem Vorbild englischer Kohlegruben der Schienenweg (englischer Weg), auf dem der Transport wesentlich schneller und leichter abgewickelt werden konnte. Der Belag aus Eisenblechen, mit dem die (anfangs üblichen) Holzschienen gegen zu hohen Verschleiß geschützt wurden, führte zu der Bezeichnung Eisenbahn.
Schürfen Das Suchen nach der Kohle auf der Erdoberflächen wird als Schürfen bezeichnet. Hierzu legte man lange und tiefe Schürfgraben an, die bis in die kohleführenden Schichten hinabreichten.
Seilscheibe Bei modernen Fördertürmen ersetzt die Seilscheibe, über die das Förderseil läuft, den alten Rundbaum.
Siepen Als Siepen wird ein kleines Tal bezeichnet. Es ist kein Bergbaubegriff, wird hier aber erklärt, da er im Zusammenhang mit dem frühen Bergbau häufiger auftaucht (z.B. Sieper und Mühler Gruben).
Streichen Das Streichen bezeichnet die Richtung, die quer zum Fallen liegt. Das ist die Richtung, in der das Ausgehende an der Tagesoberfläche verläuft. In Mulden oder Sätteln bildet das Streichen keine gerade Linie (umlaufendes Streichen).
Stollen Als Stollen wird ein horizontaler Grubenbau bezeichnet, der vom tiefsten Punkt eines Flözes im Tal angesetzt wird, um eine möglichts große Tiefe entwässern zu können. Der Ansatzpunkt heisst Stollenmundloch; der verbleibende Weg bis zum Bach wurde ggf. mit einer Rösche zurückgelegt.
Strecke Als Strecke werden alle (horizontalen) Stollen in einem Bergwerk bezeichnet (auch Örter).
Striepen Striepen ist die plattdeutsche Bezeichnung für sehr dünne Flöze, z.B. Neben bänke.
Stückkohle Als Stückkohle wird die Kohle bezeichnet, die in besonders großen Stücken gewonnen werden konnte. Diese erfreute sich der größten Beliebtheit und erzielte die höchsten Preise.
Stundung Die zeitweilige Stilllegung eines Bergwerkes wird Stundung genannt. Sie kann ihre Ursache in Sicherheitsproblemen oder auch in fehlender Entwässerung haben, wenn ein Erstollen eine Grube noch nicht gelöst hat.
Sumpf Der tiefste Teil des Schachtes, unterhalb der tiefsten Strecke (Grundstrecke) dient dem Auffangen des austretenden Wassers. Aus dem Sumpf wird das Wasser an die Oberfläche gepumpt (gesümpft).

tonnlägig Tonnlägig angeordnete Schächte sind nicht senkrecht (seiger), sondern folgen der Neigung des Flözes.


verstufen Wurde auf die weitere Auffahrung eines Erbstollens verzichtet, so wurde der Erbstollen verstuft. Hierzu wurde ein bestimmtes Marscheiderzeichen ins Gestein geschlagen.
Vierung Mitverleihung eng benachbarter Nebenflöze in geringem Abstand zum Hauptflöz im gleichen Bergeigentum

Wasserseige Wassergraben zur Abführung von Grubenwasser
Wetter Die in der Grube befindliche Luft wird Wetter genannt. Als matte oder erstickende Wetter wurde z.B. ein Mangel an Sauerstoff bzw. zuviel Kohlenmonoxid bezeichnet, als schlagende Wetter ein explosives Gemisch mit Methan.
Wetterofen Zur Verbesserung der Luftzirkulation im Bergwerk wurden unten im Schacht Wetteröfen aufgestellt. Deren aufsteigende warme Luft trieb die verbrauchte Luft aus dem Schacht und sog frische Luft über einen Nachbarschacht an.
Wölbung Die Wölbung ist die Ausmauerung eines Stollens mit Natursteinen, die im oberen Teil ein selbsttragendes Gewölbe bildet.



Zubuße Wenn eine Grube keinen Gewinn erzielen konnte, so konnten die Gewerken die Verluste aus ihrem eigenen Vermögen ausgleichen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.


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